Verein mit Zukunft

Die Gruppe mit dem ironischen Namen „Verein mit Zukunft“ bestand zu Beginn aus Tom Holert, Felix Klopotek und mir (später kam Militiadis Oulios dazu). Es ging darum, durch Veranstaltungen eine Art „Community“ zu gründen, um bestimmte intellektuelle Debatten weiterzuführen, die zuvor bei „Spex“ stattgefunden hatten, aber Ende der 1990er eben zunehmend nicht mehr. Das betraf die Musikkritik und die Kritik im allgemeinen, linke Theorie und Cultural Studies, aber auch aktuelle Themen, wovon es in den 1990ern reichlich gab, also in dem Jahrzehnt, das in Deutschland mit den Pogromen in Hoyerswerda begann und mit der Bombardierung Belgrads endete. Wir haben das ab 2000 über Jahre gemacht, zunächst im „Loft“, dann im „Literaturhaus“ im Mediapark, und obwohl es nicht so recht gelungen ist, daraus tatsächlich einen beständigen Diskussionskreis zu gewinnen, kamen zu den Veranstaltungen zu so unterschiedlichen Themen wie Kontrollgesellschaft, Rassismus, „New Economy“, Nationalismus im Fußball, deutscher HipHop, Kriegsberichterstattung oder „visual Culture“ sehr viele verschiedene Leute. 

Der „Verein mit Zukunft“ hat dann 2002 im Rahmen des Symposiums „Die Kraft der Negation“ im Rahmen des Festivals „Theater der Welt“ selbst eine „szenische Präsentation“ gemacht (zuvor hatten wir etwas Ähnliches schonmal über die zu Unrecht vergessene Arbeit von Peter Brückner gemacht). In Argentinien war gerade – mal wieder – die Hölle los, und die Formen des Protestes und die zugleich stattfindende Selbstorganisierung ließen es sinnvoll erschienen, über die Theorie des Anarchismus nochmal kritisch nachzudenken. Im „museum kunst palast“ in Düsseldorf wurde die Performance dann nochmal aufgeführt. Tatsächlich war der „Verein mit Zukunft“ für uns alle eine Art Lernplattform, aus der dann wieder neues kritisches Wissen entstand.

Tom Holert und ich befassten uns seit 1999 mit dem Thema Krieg, was uns vor allem in Austausch brachte mit Intellektuellen und Aktivist:innen im ehemaligen Jugoslawien, und unsere Recherchen und Diskussionen konnten wir recht unmittelbar wieder zurücktragen an unseren damaligen Lebensmittelpunkt und dort im Austausch weiterentwickeln.

Die technischen Möglichkeiten allerdings waren auch lange noch nicht so weit wie heute: Das Internet war langsam und Telefonate mit dem Ausland richig teuer.